Erweiterung der Service Cloud v2 mit SAP Build Apps (1)

Vor kurzem wurde SAP Build Apps (ehemals SAP AppGyver) veröffentlicht und als neuer Service auf der Business Technology Platform (BTP) angeboten. In diesem Zusammenhang erreichen uns viele Fragen, die sich primär mit folgender Fragestellung zusammenfassen lassen :

Um welche Art von Software handelt es sich genau und in welchem Bezug steht diese zu der neuen SAP Sales & Service Cloud V2?”

In nachfolgendem Blog möchte ich dies etwas näher zu beleuchten.

 

Wurde früher eine eigene Entwicklungsumgebung (SDK/PDI) in Form von SAP Cloud Applications Studio mit einem proprietären Framework für das Vorgängerprodukt C/4 Sales & Service Cloud angeboten, soll für die Sales & Service Cloud V2 Variante nun eine Low-/No-Code-Entwicklungsumgebung etabliert werden.

Diese ermöglicht es, sowohl eigenständige als auch integrierte Geschäftsanwendungen zu erstellen, ohne dass Sie über professionelle SDK-Programmierkenntnisse verfügen müssen.

Der Vorteil: Sowohl professionelle Entwickler als auch Business Experten werden bei der schnellen Bereitstellung von kundenspezifischen Anwendungen unterstützt. Betrachten Sie sich eher als ein Nicht-Entwickler und (prozessualer) Business Expert – als sog. Citizen Developer – so können Sie No-Code-Erweiterungen oder Apps implementieren, ohne eine einzige Zeile Code zu schreiben. Ein positiver Aspekt ist, dass SAP Build Apps bereits in der Lizenz von SAP Sales & Service Cloud V2 enthalten ist.

Warum bewegt sich die Branche in Richtung No-Code-Tools wie SAP Build Apps?

Der steigende Fachkräftemangel mit tiefen Programmierkenntnissen in unterschiedlichsten Programmiersprachen erschwert es Unternehmen zunehmen, in einer immer komplex werden IT-Landschaft entsprechende Ressourcen zu finden und einzustellen. Die Ausbildung oder Weiterentwicklung und Unternehmen ist zeit- und kostenaufwändig. Die Unternehmen stehen also vor der Herausforderung, auf komplexe Anforderungen agil und innovativ zu reagieren und entsprechende Lösungen bereitzustellen. Um die digitale Transformation zu beschleunigen und Unternehmen entgegenzukommen, werden Low/No-Code Entwicklungsumgebungen zunehmend interessanter.

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass der Vorteil von Low/No-Code Technologie darin besteht, die Bereitstellung von Prozesse und Anwendungen zu beschleunigen – und zwar bei gleichzeitiger Senkung der Gesamtkosten der Entwicklung.

Wie genau können SAP Sales & Service Cloud V2 davon profitieren?

Die SAP Sales & Service Cloud V2 kann mit SAP Build Apps über sog. Side-by-Side Applikationen erweitert werden, die über bereitgestellte APIs/Interfaces integriert werden können. Es handelt sich hierbei um einen „API-driven“ Ansatz. Auf diese Weise kann die Kernfunktionalität erweitert werden, ohne die Systemfunktionalität zu beeinträchtigen – im SAP Jargon heisst es „Keep the Core clean!“.

Möglich wird das durch die Nutzung visueller Tools bei der Entwicklung von Anwendungen: Entwickler können Anwendungen durch einfaches Ziehen und Ablegen („Drag & Drop“) erstellen und aktualisieren, ohne Code schreiben zu müssen. Dadurch können Standalone-Anwendungen als auch Erweiterungen in einer Umgebung erstellt werden, die vollständig ohne Code auskommt. Sie können die Entwicklungseffizienz steigern, indem Sie den Aufwand für die Programmierung eliminieren und intuitiv Full-Stack-Anwendungen für Web, iOS und Android erstellen.

Auf diese Weise können neue Geschäftsszenarien abgebildet werden, falls eine Standardfunktionalität initial von SAP nicht angeboten wird.

Exkurs: Side-by-side

Vollständig neue Erweiterungen werden auf der Business Technology Platform (BTP) – Digital Core – entwickelt, und um den Zugriff auf Daten aus verschiedenen Backend-Systemen über die genannten APIs ergänzt und in einer einzigen Applikation kombiniert. Als modernes Framework wird hier die SAP Cloud Application Programming Model angeboten (kurz CAP), wobei FIORI/UI5 die UI-Technologie darstellt. Dadurch ist eine sehr hohe Flexibilität und Anpassparkeit gewährleistet, wobei der digitale Kern („Digital Core“) unangetastet bleibt und für zukünftige Systemupdates nicht beeinträchtigt wird.

 

Das vorgefertige SAP Build Apps-Paket mit SAP Service and Sales Cloud Version 2 bietet mehrere Aspekte zur Eliminierung der Entwicklungskomplexität:

  • Bietet eine No-Code-Plattform zur Erstellung von Apps, die Prozesse erweitern und verbinden.
  • Prozessorchestrierung durch einen visuellen Designansatz, vordefinierte Datenquellen und Konnektoren
  • Einfache Einbettung von Apps in den Kundenserviceprozess direkt in die SAP Service and Sales Cloud Version 2 Lösung.
  • Visuelle Erstellung von Geschäftslogik und Datenmodelle der in der Cloud gehosteten Anwendungen, ohne die zugrunde liegende Infrastruktur oder Datenbanken verstehen oder verwalten zu müssen.

Beispiel: Visuelle Implementierung von Geschäftslogiken am Beispiel Geschäftspartner und Projektanfrage mit zugehörigem Genehmigungsprozess und Fehlerhandling

Nach erfolgreicher Konzeption und Entwicklung einer SAP Build Apps-Erweiterung, kann diese als sog. Mashup in SAP Sales & Service Cloud V2 Anwendung eingebettet werden.

Was passiert mit SAP Cloud Applications Studio (PDI/SDK)?

Die altgediente Entwicklungsumgebung SAP Cloud Applications Studio steht für die Vorgängerversion von SAP Sales & Service Cloud weiterhin zur Verfügung und ist mit V2 aber nicht kompatibel.

Wie kann SAP Build Apps auf der BTP aktiviert werden?

Einsteigen möchte ich hier mit einem Architekturbild: 

https://help.sap.com/docs/build-apps/service-guide/booster-automatic-configuration

Um den Service entsprechend zu registrieren, navigieren Sie zur Registerkarte Booster in Ihrem globalen Konto und suchen Sie nach Get Started with SAP Build Apps. Klicken Sie auf Start, um den Booster zu öffnen.

Zunächst werden die Voraussetzungen zur Aktivierung der Serviceinstanz geprüft, diese wären u.a. die Berechtigungen und vor allem der IAS Tenant (=Identity Authentication Service), der zwingend erforderlich ist.

Sollte der IAS Tenant im Subaccount nicht aktiv sein, so fügt der Wizard diesen im Booster Prozess hinzu.

Für SAP Build kann entweder ein neuer Subaccount erstellt werden oder ein bestehender verwendet werden.

Nach Auswahl des Subaccounts werden weitere Konfigurationsoptionen angeboten wie die SAP Build Workzone als Nachfolger des SAP Launchpads (relabeled) und die vorhin erwähnte Cloud Identity Services, die in diesem Vorgang als Serviceinstanzen auf der BTP angelegt werden.

Nachdem alle Schritte erfolgreich geprüft und auch die User für den Zugriff hinzugefügt und berechtigt wurden, steht SAP Build Apps zum Einsatz bereit.

Ausblick: Im ersten Teil des Blog sollte die Relevanz und Aktivierung von SAP Build Apps im Vordergrund stehen. Im zweiten Teil werde ich den Einsatz von SAP Build Apps anhand eines Praxisbeispiels aufzeigen. Stay tuned! 

Sie haben noch Fragen oder würden sich gerne über mögliche Einsatzszenarien austauschen? Kontaktieren Sie mich gerne und lassen Sie uns unverbindlich über diese Themen sprechen

Ich bin studierter Wirtschaftsinformatiker (M.Sc.) und arbeite bereits seit über 10 Jahren im Umfeld der SAP Cloud. Beginnend mit Business ByDesign liegt mein Schwerpunkt inzwischen auf der Einführung und dem Betrieb von SAP C/4 Sales Cloud und der Implementierung von Anwendungen auf der SAP BTP. Eine breit gefächerte, technische sowie fachliche Expertise im SAP-Umfeld ermöglicht es mir, Sie zielgerichtet bei der Analyse, Implementierung und Optimierung von IT-Architekturen zu beraten.

rufat Gadirov

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